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Mätressen hat es in der züchtigen Wiener Hofburg wie in Versailles nicht gegeben. Gott behüte. Aber dafür eine Unzahl außerordentlicher Liebesaffären außer Haus, in die nicht nur die Kaiser und Erzherzoge, sondern - horribile dictu - auch einige Damen des ehrwürdigen Erzhauses verstrickt waren. Marie Louise etwa, die Gemahlin Napoleons, die es bei Gott mit der ehelichen Treue nicht sonderlich ernst nahm, oder Kronprinzessin Luise von Sachsen, die sich ihren Sprachlehrer ins Bett holte. Gar nicht erst von der nymphomanen roten Erzherzogin zu reden. Aber bunter trieben es natürlich die Herren, von Kaiser Maximilian I. über Franz Stephan von Lothringen, der die sittenstrenge Maria Theresia nach Strich und Faden betrog, bis zu Franz Joseph und dessen psychisch wie sexuell haltlosen Sohn Rudolf. Weiß der Teufel, diese Aufzählung könnte man ad infinitum fortsetzen. Die Folgen blieben natürlich nicht aus. Einige habsburgische Seitenspringer zogen sich eine Gonorrhö zu, die anderen setzten unzählige illegitime Sprösslinge in die Welt. Ihre Nachfolger laufen wahrscheinlich noch irgendwo herum, ohne von ihrer hohen Abstammung etwas zu wissen. Der junge Autor hat sich in der Habsburg-Literatur umgeschaut, sich mit Kennerblick und viel Geschick die amüsanten und pikanten Affären (mit Quellenangabe!) heraus gepickt, die er genüsslich vor dem Leser ausbreitet. Der journalistische Jargon, in dem er das tut, passt vorzüglich zum Thema. Auch das lustige Cover mit dem halbnackten Hinterteil und den am Parkettboden verstreuten weiblichen Dessous passt unartig ins Bild. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen. *Bücherschau* Friedrich Weissensteiner |
